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Trauerarbeit Methoden – Bewährte Ansätze & Techniken

Der Verlust eines geliebten Menschen fühlt sich an, als würde einem der Boden unter den Füßen weggezogen. In dieser Phase kann der Begriff Trauerarbeit fast schon überfordernd klingen.

Aber „Arbeit“ bedeutet hier vor allem, aktiv zu sein. Nicht passiv zu warten, bis die Zeit Wunden heilt, sondern den eigenen Gefühlen Raum zu geben und den Verlust Schritt für Schritt ins eigene Leben zu integrieren.

Da Trauer ganz individuell ist, gibt es hierfür keinen allgemeingültigen Fahrplan. Stattdessen haben wir einen wunderbaren „Werkzeugkasten“ an Methoden, aus denen wir das Passende wählen können. Als Gesundheitspraktikerin ist es mir ein Anliegen, diese Werkzeuge mit euch zu teilen.

  • Die zentralen Aspekte der Trauerarbeit auf einen Blick – damit Du weißt, was Dich erwartet.

    • Trauerarbeit ist ein aktiver Prozess: Es ist die bewusste Auseinandersetzung mit einem Verlust, um ihn mental und emotional zu verarbeiten.
    • Es gibt keinen Einheitsweg: Trauer ist zutiefst individuell. Es gibt einen vielfältigen „Werkzeugkasten“ an Methoden, der von Gesprächen über kreative bis hin zu körperorientierten Ansätzen reicht.
    • Ziel ist Integration, nicht Vergessen: Erfolgreiche Trauerarbeit heißt nicht, dass der Verlust vergessen wird, sondern ihn als Teil der eigenen Lebensgeschichte zu akzeptieren und neue Perspektiven zu entwickeln.
    • Begleitung vs. Therapie: Professionelle Trauerbegleitung unterstützt diesen natürlichen Prozess. Eine Trauertherapie wird dann relevant, wenn sich eine komplizierte oder anhaltende Trauerstörung entwickelt.

Trauerarbeit – Eine Definition

Der Begriff Trauerarbeit beschreibt die bewusste und aktive Auseinandersetzung mit dem Tod eines geliebten Menschen oder einem anderen schwerwiegenden Verlust. Trauer ist eine Anstrengung, eine emotionale und psychische Aufgabe, die wir leisten, um den Verlust zu verarbeiten und unser Leben neu auszurichten.

Während ältere Modelle, wie die bekannten Trauerphasen, einen eher passiven Ablauf suggerieren, versteht die moderne Trauerforschung den Prozess aktiver:

  • Das Aufgabenmodell (nach J. William Worden): Statt Phasen zu durchleiden, müssen Trauernde aktiv vier Aufgaben bewältigen: die Realität des Verlusts akzeptieren, den Schmerz durcharbeiten, sich an eine Welt ohne den Verstorbenen anpassen und eine neue, dauerhafte emotionale Verbindung finden, während man sich dem Leben wieder zuwendet.
  • Das Duale Prozessmodell: Dieses Modell beschreibt Trauer als ein Pendeln zwischen zwei Polen: der verlustorientierten Bewältigung (Konfrontation mit dem Schmerz, Weinen, Erinnern) und der wiederherstellungsorientierten Bewältigung (sich neuen Aufgaben zuwenden, soziale Kontakte pflegen, das Leben neu organisieren).

Beide Ansätze betonen, dass Trauerarbeit eine aktive Leistung ist, die uns vom passiven Leiden zur aktiven Gestaltung unseres neuen Lebensabschnitts führt.

Einsatzbereiche der Trauerarbeit

Obwohl der Begriff am häufigsten im Kontext eines Todesfalls verwendet wird, ist Trauer eine universelle menschliche Reaktion auf jeden signifikanten Verlust. Die Methoden der Trauerarbeit sind daher in vielen Lebensbereichen anwendbar.

Trauerarbeit ist immer dann relevant, wenn wir uns von etwas verabschieden müssen, das uns wichtig war. 

Dazu zählen:

  • Trennung und Scheidung: Das Ende einer Partnerschaft ist oft ein komplexer Verlust von Zukunftsplänen und einem gemeinsamen Zuhause.
  • Verlust des Arbeitsplatzes: Der Jobverlust kann die eigene Identität, finanzielle Sicherheit und soziale Struktur tiefgreifend erschüttern.
  • Gesundheitliche Verluste: Eine schwere Diagnose oder der Verlust körperlicher Fähigkeiten erfordert intensive Trauerarbeit, um sich an die neue Realität anzupassen.
  • Unerfüllte Wünsche: Auch das Aufgeben eines Lebenstraums, wie ein nicht erfüllter Kinderwunsch, löst tiefe Trauer aus, die anerkannt werden muss.
  • Verlust eines Haustieres: Der Abschied von einem geliebten Tier stellt für Betroffene oft einen tiefen und schmerzhaften Verlust dar.

Bewährte Ansätze und Techniken der Trauerarbeit

Wie eingangs erwähnt, gibt es nicht die eine Methode, sondern eine Auswahl an bewährten Methoden zur Trauerbewältigung. Die Ansätze können je nach Phase und Bedarf kombiniert werden.

Gesprächsbasierte Methoden

Für viele Menschen ist das Sprechen der zentrale Weg der Verarbeitung.

Eine Studie zur Wirksamkeit von Trauerbegleitung zeigte, dass Trauernde „Zuhören“ und „Akzeptanz“ als die wichtigsten Wirkfaktoren ansehen, weit vor spezifischen Methoden. Ein geschützter Raum, in dem alle Gefühle sein dürfen, ohne bewertet oder durch Plattitüden abgetan zu werden, wirkt Wunder.

Professionell begleitetes, wiederholtes Erzählen der Verlustgeschichte ist eine zentrale Technik zur Verarbeitung. Das Erzählen hilft, die oft chaotischen Ereignisse des Verlusts in eine größere Struktur einzuordnen und so die Kontrolle zurückzugewinnen.

In der Biografiearbeit wird der Verlust in den Kontext des gesamten Lebens eingeordnet. Wir schauen, welche Ressourcen bereits in der Vergangenheit bei Krisen geholfen haben und wie das Leben trotz des Verlusts weitergehen kann.

Kreative Trauerbewältigung

Wenn Gefühle zu überwältigend sind, um sie in Worte zu fassen, bieten kreative Methoden einen wertvollen alternativen Ausdruckskanal.

  • Therapeutisches Schreiben: Das Schreiben eines Trauertagebuchs oder von Briefen an den Verstorbenen bietet einen geschützten Raum, um Gedanken zu ordnen und sich selbst besser zu verstehen.
  • Gestalten und Malen: Malen ermöglicht es, inneren Bildern eine äußere Form zu geben, ohne Worte finden zu müssen. 
  • Erinnerungsorte schaffen: Das Gestalten einer Erinnerungsbox oder Schatzkiste mit Andenken hilft vielen. Schon der Prozess des Sammelns ist Teil der Trauerarbeit und gibt der Erinnerung einen sicheren, physischen Ort.

Körperorientierte Methoden

Trauer tut weh. Sie manifestiert sich oft als Enge in der Brust, flacher Atem oder Energielosigkeit. Körperorientierte Methoden wirken ganzheitlich und beziehen den Körper und alle Sinne aktiv in den Heilungsprozess ein.

  • Atemübungen und Achtsamkeit: In der Trauer halten wir oft unbewusst den Atem an. Atemübungen helfen, den Körper zu entspannen und den Schmerz zu veratmen. Auch Akupressur, wie das Halten der Lungenpunkte nahe der Schulter, kann helfen, Engegefühle zu lösen.
  • Aromapraktik: Düfte wirken direkt auf das limbische System, unser emotionales Zentrum. Ätherische Öle können Trost spenden. Beispiele sind Grapefruit, die Leichtigkeit bringen kann, oder Zeder, die hilft, sich neu zu orientieren.
  • Klangpraktik: Der Einsatz von Klängen, etwa durch Klangschalen, kann tiefe Entspannung bewirken, wenn Worte versagen.

Rituale und symbolische Handlungen

Rituale geben Struktur, Halt und Orientierung. Trauer geht oft mit einem tiefen Gefühl des Kontrollverlusts einher. Studien haben gezeigt, dass das aktive Ausführen einer symbolischen Handlung nach einem Verlust das Gefühl des Kontrollverlusts reduziert.

Beispiele für Rituale:

  • Das Anzünden einer Kerze zu einer bestimmten Tageszeit.
  • Regelmäßige Besuche an einem besonderen Ort.
  • Das Pflanzen eines Baumes als Symbol für das weitergehende Leben.
  • Ins-Wasser-Setzen kleiner Schiffchen mit Botschaften.

Wichtige Unterscheidung: Trauerbegleitung vs. Trauertherapie

Trauer ist eine natürliche Reaktion, kann aber manchmal von tieferen Problemen begleitet werden. Es gibt einen deutlichen Unterschied zwischen Trauerbegleitung und Trauertherapie:

  • Trauerbegleitung: Ein Trauerbegleiter unterstützt Menschen in ihrem „normalen“, wenn auch sehr schmerzhaften, Trauerprozess. Er oder sie bietet einen geschützten Raum, aktives Zuhören und Hilfsmittel zur Trauerbewältigung.
  • Trauertherapie: Eine Trauertherapie wird notwendig, wenn die Trauer kompliziert wird oder sich zu einer anhaltenden Trauerstörung entwickelt. Intensive Sehnsucht und Beeinträchtigung im Alltag, die auch Monate nach dem Verlust andauert, ist typisch. Hier kommen spezifische klinische Ansätze zum Einsatz.

Den eigenen Weg finden mit der richtigen Unterstützung

Trauerarbeit ist ein zutiefst persönlicher Weg ohne Richtig oder Falsch. Du kannst aus den vorgestellten Methoden wählen, was sich für Dich stimmig anfühlt.

Du musst diesen Weg nicht alleine gehen. Als Gesundheitspraktikerin und Trauerbegleiterin biete ich Dir Orientierung und Halt auf Deinem Weg. Ich helfe Dir, in einem geschützten Raum herauszufinden, was Du in dieser Zeit brauchst. 

Gemeinsam finden wir einen Weg, den Verlust Schritt für Schritt in Dein Leben zu integrieren.

FAQs – Häufig gestellte Fragen zur Trauerarbeit

Was ist der Unterschied zwischen Trauerarbeit und Trauerbewältigung?

Trauerarbeit ist der aktive Prozess der Auseinandersetzung. Trauerbewältigung ist das übergeordnete Ziel oder Ergebnis dieses Prozesses. Man leistet Trauerarbeit, um die Trauer zu bewältigen.

Wie lange dauert Trauerarbeit?

Es gibt keinen festen Zeitplan. Trauer ist ein Prozess, kein Zustand. Die intensive, akute Phase lässt nach, aber die Integration des Verlusts bleibt ein Leben lang Teil der Persönlichkeit.

Muss ich alle vier Trauerphasen durchlaufen?

Die moderne Trauerforschung sieht Trauer nicht als starre, lineare Abfolge. Aktivere Modelle wie die Traueraufgaben oder das duale Prozessmodell zeigen, dass Trauernde oft zwischen verschiedenen Gefühlen und Aufgaben pendeln.

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Frau mit Brille und grauer Strickjacke hält eine Klangschale in einem gemütlichen Raum mit Holzregal im Hintergrund

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Gundula Engels

Als leidenschaftliche Wissensvermittlerin und Begleiterin bringe ich über 25 Jahre Erfahrung in der persönlichen Entwicklungsarbeit mit. Meine Expertise speist sich aus einem fundierten Hintergrund in Psychologie, Entspannungstraining, Hypnose, mentaler Arbeit sowie der Gesundheits-, Trauer- und Aromapraktik.
Was mich auszeichnet, ist mein puristischer Ansatz: Ich vermittle Wissen klar, praxisnah und frei von Dogmen. Dabei steht für mich die individuelle Persönlichkeit meiner Klienten im Mittelpunkt. Mein Weg führte mich von der Bankkauffrau über die Ausbildungsleitung in einem mittelständischen Unternehmen bis hin zur selbstständigen Beraterin.
Persönliche Erfahrungen fließen in meine Arbeit ein und ermöglichen mir einen authentischen, herzlichen Zugang zu Menschen in Veränderungsprozessen.

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